weberbrunner architekten

Umbau und Neubauvorhaben Puschkinallee / Am Treptower Park, Berlin

Projektstand: Im Genehmigungsverfahren, mit BIM

  • Auftraggeberin:  PSD Bank Berlin-Brandenburg eG
  • Planung:  2023 – 2025
  • Realisierung:  2025 – 2026
  • Leistungsphasen:  LPH 1 – 8 inkl. Bauleitung
  • Konstruktion:  Holzbau & biotische Baumaterialen

Sanierung trifft Innovation – Ensembleentwicklung an der Puschkinallee

In Berlin-Treptow entsteht ein spannendes Ensemble aus historischer Villa und modernem Holzneubau. Die denkmalgeschützte Villa aus dem Jahr 1909 wird sorgfältig saniert und in hochwertige Büroflächen umgewandelt. Dabei bleibt der historische Charakter mit großzügigen Räumen, Doppelkastenfenstern und repräsentativer Treppenhalle weitgehend erhalten. Gleichzeitig wird das Gebäude energetisch und technisch auf den neuesten Stand gebracht – mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit. Präzise neue Außenwandöffnungen und die Entfernung der Decke im Dachgeschoss bringen Licht und Luft in dem tiefen Grundriss.

Eingebettet unter dem Blätterdach der Pappeln schafft der Neubau eine neue Adresse an der Straße Am Treptower Park

Erstmals wird die Villa barrierefrei zugänglich – durch eine neu errichtete Rampe, eine breite Terrassentür und ein Vordach mit Holzstützen auf der Westseite

Von der historischen Adresse an der Puschkinallee aus erscheint die Villa in restauriertem Zustand: Die Fassade wurde gereinigt und aufgefrischt, neue Öffnungen präzise eingefügt. Der Neubau tritt als zeitgenössischer Nachbar im Garten hinzu

Wohnen am Park – ökologisch und kompakt

Im Garten der Villa, entlang der Straße Am Treptower Park, entsteht ein neues Wohnhaus mit 14 Ein- und Zweizimmerwohnungen, die Hälfte barrierefrei. Der Neubau in Holzbauweise fügt sich sensibel in die parkähnliche Umgebung ein und folgt dem ökologischen Leitbild des Projekts: flexibel nutzbar, rückbaubar, ressourcenschonend. Von einem zentralen Treppenhaus öffnen sich die Wohnungen mit großzügigem Eckfenster mit Sitzbanken zu ihre Umgebung.

Die zueinander versetzte Ausrichtung der beiden Gebäude erzeugt vielfältige Grünräume mit unterschiedlichen Graden an Privatheit – nutzbar sowohl für die Büronutzung in der Villa als auch zur privaten Erholung der Bewohner:innen

Vom Straßenraum gelangt man durch das Eingangstor in der historischen Mauer in einen schmalen, begrünten Hof – den Zugang zum neuen Wohngebäude

Die historische Villa wurde mit moderner Haustechnik ausgestattet; originale Elemente wie die Türen mit Eichfurnierschicht und die Doppelkastenfenster wurden aufgearbeitet und erhalten

Das offene Treppenhaus im Atrium mit großem Rundbogenfenster bildet das Herzstück der Villa und ist die zentrale Erschließung der mittleren Büroeinheit

Straßenansicht zum Garten (Bestand)

Die vorgefertigte Holzfassade nutzt Tiefe und Vorsprünge, um eine plastische Oberfläche zu schaffen, die auf natürliche Verwitterung ausgelegt ist

Modell Villa 1:50

Dach

Büroloft im Dachgeschoss

Büroetage oben

Büroetage unten

Das ursprünglich unausgebaute Dachgeschoss wird von späteren Einbauten befreit und in ein lichtes Büroloft umgewandelt

Ansicht Puschkinallee (Bestand)

Villa 1.OG (Bestand)

Villa Eingangsdiele (Bestand)

Villa Atriumtreppe (Bestand)

Verbund von Alt und Neu – gemeinsamer Freiraum

Ein durchdachtes Freiraumkonzept verbindet beide Gebäude und schafft gleichzeitig Raum für Rückzug und Begegnung. Fahrrad- und PKW-Stellplätze, begrünte Wege und ein gemeinschaftlicher Gartenbereich fördern die Verbindung der Nutzer*innen beider Häuser – ob als Wohn- oder Arbeitsort. So entsteht ein kleines, urbanes Ensemble, das historische Substanz respektvoll weiterdenkt.

Beide Häuser werden im BIM-Modell 1:1 digital erfasst – für eine präzise Koordination aller Gewerke

Der Neubau bildet ein stimmiges städtebauliches Ensemble mit den angrenzenden Grundstücken

Die Villa erhält ihre ursprünglichen Proportionen zurück – alle später eingebauten Leichtbauelemente werden entfernt

Schnitte Gebäudeensemble

Im bestehenden Volumen wird die Villa im Inneren ertüchtigt und technisch erneuert

Von außen zeugen präzise gesetzte neue Öffnungen von der behutsamen Modernisierung des Gebäudes

Die Sanierungsmaßnahmen konzentrieren sich vorwiegend auf die Deckenbereiche (Schall- und Brandschutz sowie Gebäudetechnik) und die Innendämmung der Außenwände mit Holzweichfaserplatten und Lehmputz

Der Neubau mit Stützen-Träger-Konstruktion besitzt einen flexiblen Grundriss mit kompaktem Erschließungskern und Wohnungen, die sich in alle vier Himmelsrichtungen orientieren. Große Ecköffnungen mit integrierten Sitzbänken bieten Ausblick und Aufenthaltsqualität

Im denkmalgeschützten Umfeld zeigt der Neubau eine ausgewogene und harmonische Fassadengestaltung

Der Neubau steht auf Punktfundamenten leicht über dem Boden

Fachplanungen

Das Holztragwerk des Neubaus folgt einem reversiblen Prinzip: Die Decken aus Brettschichtholz lagern auf einem Raster aus Unterzügen und Stützen. Dadurch bleiben alle Innen- und Trennwände nichttragend und rückbaubar. Der Treppenhauskern übernimmt die horizontale Aussteifung, die hölzerne Bodenplatte wird unterlüftet und die Punktfundamente leiten die Lasten ins Erdreich ab.

Die technische Gebäudeausrüstung ist auf eine maximale Synergie beider Baukörper ausgelegt. Ein gemeinsamer Technikraum im Erdgeschoss der Villa beherbergt die zentralen Anlagen – darunter eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die beide Gebäude versorgt. Die PV-Anlage auf dem Dach des Neubaus liefert regenerativen Strom, da die Villa aufgrund ihres Denkmalschutzes nicht für eine solare Nachrüstung infrage kommt.

Beide Gebäude nutzen Wärmerückgewinnung aus der Abluft der Bäder. Auf dem Neubau sorgt ein Abluftwärmetauscher für effiziente Lüftung, während in der Villa feuchtegeführte Abluftelemente in Kombination mit Fensterlüftung für eine einfache, aber wirkungsvolle Lösung stehen. Fußbodenheizungen werden in beiden Häusern eingesetzt – in der Villa ermöglicht die Deckenertüchtigung ihre Integration neben Verbesserungen von den Schall- und Brandschutzeigenschaften.

Die energetische Sanierung der Villa beschränkt sich auf minimale Eingriffe mit hoher Wirkung: Innendämmung mit Holzfaserweichplatten und Lehmputz sowie die Dämmung der Dachsparren sichern den winterlichen Wärmeschutz bei maximaler Erhaltung der Denkmalgeschützen Substanz.

Materialwahl & Ökobilanz

Die Tragkonstruktion des Neubaus in ökologischer Bauweise reduziert die graue Energie signifikant: Mit 4,9 kg CO₂e/m² NRF und Jahr unterschreitet das Gebäude deutlich die Anforderungen für das QNG-Premium-Label. Möglich wird das durch einen hohen Vorfertigungsgrad, sortenreine Trennbarkeit und die Rückbaubarkeit der Bauteile. Rund 98 % der verbauten Materialien sind später wieder dem Stoffkreislauf zuführbar. Der Vergleich mit einem konventionellen Massivbau zeigt eine Reduktion der THG-Emissionen um 42 %.

Der Umbau der Villa priorisiert den Erhalt grauer Energie: Durch minimale Eingriffe bleiben 5,9 kg CO₂e/m² NRF an bestehender Bausubstanz erhalten, während Rückbau und Sanierung gemeinsam nur 4,6 kg CO₂e/m² NRF und Jahr verursachen. Die Wiederverwendung von Bestandselementen, der selektive Rückbau und der gezielte, reduzierte Materialeinsatz beim Innenausbau tragen wesentlich zur ökologischen Bilanz bei.

Tragwerksplanung: Timbatec Holzbauingenieure AG
Bauphysik, Schallschutz: Timbatec Holzbauingenieure AG
Energieberatung: eZeit Analytics GmbH
TGA-Planung: eZeit Ingenieure GmbH
Schadstoff-/ Baubestandsuntersuchung: BfU Büro für Umweltfragen GmbH
Brandschutzplanung: brandkontrolle Andreas Flock GmbH
Freiraumplanung: Schönherr Landschaftsarchitekten PartmbB
Vermessung/Punktwolke: Laserscan Berlin 3DSolutions GmbH
Restauration: Anja Isensee & Heinz Schauß
Fotos: Beat Bühler
Visualisierungen: Carsten Pesch
Modellbau: weberbrunner architekten

 

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